Interviewreihe

Interview-Reihe Soziale Arbeit

Die Interviews bieten uns als Bundesfachverband Betrieblicher Sozialer Arbeit die Möglichkeit, politische, juristische, wissenschaftliche, journalistische oder gesellschaftliche Expertise zu erhalten. So kann ein vertiefter und multiperspektivischer Einblick in die Thematik der sozialen Verantwortung in Organisationen gewonnen werden, wobei das Wechselspiel zwischen hohem Abstraktionsniveau der Antworten und den Schilderungen persönlicher Erfahrungen ganz essenziell zur Horizonterweiterung beiträgt.

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BBS-Interview mit Prof. Dr. Bernd Stegemann

Bernd Stegemann (* 1967 in Münster) ist ein deutscher Essayist und Sachbuchautor. Hauptberuflich ist er Professor für Theatergeschichte und Dramaturgie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. (Bild: Katrin Ribbe)

Bernd Stegemann hat den Begriff Komplexitätstauglichkeit geprägt und beschreibt damit, dass Menschen heutzutage gezwungen sind, mehrere Krisen gleichzeitig meistern zu müssen. Während auf der privaten Ebene Erschöpfung durch nicht bezwungene Krisen drohe, sei dies auf der gesellschaftlichen Ebene Populismus, da zu Schwarz-Weiß-Denken, Komplexitätsreduktion und der Herabsetzung des Widerspruchs geneigt werde. Die gegenwärtig schrillende Daueralarmglocke könne nicht mit einfachen Lösungen bewältigt werden; zur Tauglichkeit gehöre auch das Aushalten der Komplexität. In der neoliberalen Ökonomie seien Reserven konsequent abgeschmolzen worden. Der Druck auf den Einzelnen wurde massiv erhöht, in dem seine soziale Sicherheit abgebaut worden sei.

Für gesellschaftliche Debatten empfiehlt Stegemann ein hermeneutisches Wohlwollen gegenüber dem Debattenpartner.

BBS-Interview mit Eugen Drewermann

Eugen Drewermann (* 20. Juni 1940) ist ein deutscher Theologe, Psychoanalytiker und Schriftsteller. Drewermann ist ein wichtiger Vertreter der tiefenpsychologischen Exegese und als kirchenkritischer Publizist tätig.

Eugen Drewermann setzt sich vehement für Menschlichkeit ein und tritt jeglichem Unrecht entschieden entgegen. Seine Fortschrittskritik prangert die zweckrationale Logik an. Menschen dürften niemals als Zweck gesehen werden – für Drewermann eine Selbstverständlichkeit, die aber immer wieder betont werden müsse. Das Wirtschaftssystem werde wie eine Religion betrachtet; die Folge sei, dass die Wertschätzung, die einem Menschen entgegengebracht werde, sich auf dessen Geldbörse beziehe. Auf Unternehmen bezogen kritisiert Drewermann, dass der Sozialstaat die Folgen von Entlassungen trage statt das Unternehmen selbst.

Entscheidungen in Unternehmen veranschaulicht Drewermann mit Hilfe von "Moby Dick". Der Politik wirft er ferner vor, sich als die „Guten“ zu überhöhen und damit alle anderen Meinungen zu dämonisieren. Er diagnostiziert außerdem eine „Pathologie des Sozialen“; die erzeugte Angst führe dazu, dass sich Menschen einen Retter suchten, was zu Disziplinierung und Überwachung führe.

BBS-Interview mit Prof. Dr. Heribert Prantl

Heribert Prantl (* 30. Juli 1953) ist ein deutscher Autor, Journalist und Jurist. Er war von 1995 bis 2017 Leiter des Ressorts Innenpolitik und von 2018 bis 2019 Leiter des Ressorts Meinung der Süddeutschen Zeitung in München; von 2011 bis 2019 war er Mitglied der Chefredaktion. (Bild: Jürgen Bauer)

In seinen Publikationen hat sich Prof. Dr. Heribert Prantl kritisch mit dem Thema einer grenzenlosen Ökonomie und dem Digitalkapitalismus auseinandergesetzt. Die soziale Verantwortung von Unternehmen begründet Prantl damit, dass Unternehmen Teil der Gesellschaft sind und die Wirtschaft im Dienst des Menschen, nicht ausschließlich des Profits zu stehen habe. So könne eine Win-Win-Situation entstehen:
Arbeitnehmer_innen, die sich wohlfühlten, leisteten auch gute Arbeit.
Die betriebliche Soziale Arbeit müsse sich angesichts der dramatischen Veränderungen der Arbeitswelt aufgrund der Digitalisierung diesen Umwälzungen stellen, fordert Prantl. Er schlägt vor, dass die betriebliche Soziale Arbeit in jenen Unternehmen, die sie bisher nicht anbieten, durch den Betriebsrat etabliert werde.