Interviewreihe

Interview-Reihe Soziale Arbeit

Die Interviews bieten uns als Bundesfachverband Betrieblicher Sozialer Arbeit die Möglichkeit, politische, juristische, wissenschaftliche, journalistische oder gesellschaftliche Expertise zu erhalten. So kann ein vertiefter und multiperspektivischer Einblick in die Thematik der sozialen Verantwortung in Organisationen gewonnen werden, wobei das Wechselspiel zwischen hohem Abstraktionsniveau der Antworten und den Schilderungen persönlicher Erfahrungen ganz essenziell zur Horizonterweiterung beiträgt.

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BBS-Interview mit Dr. Kristina Schröder

Kristina Schröder (* 3. August 1977) ist eine ehemalige deutsche Politikerin der CDU. Vom 30. November 2009 bis zum 17. Dezember 2013 war sie Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Dr. Kristina Schröder hat sich schon als Bundesfamilienministerin intensiv dem Thema der Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben gewidmet. Auch für viele Unternehmen ergeben sich dadurch Herausforderungen, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels.
Führungspositionen müssten beispielsweise auch in Teilzeit möglich sein, fordert Schröder. Die Krisen zu Beginn der 2020-er Jahre führen vielfach zu psychischen Problemen. Schröder zeigt auf, dass etwa die Magersucht-Fallzahlen bei Mädchen dramatisch angewachsen sind. Ferner kritisiert Schröder den unmenschlichen Umgang z.B. mit Sterbenden und mit Kindern während der Corona-Pandemie. Auch für Unternehmen haben all die derzeitigen Krisen Auswirkungen, wenn gerade junge Menschen derart belastet ins Berufsleben starten. Daher betrachtet Schröder die Betriebliche Soziale Arbeit als wichtig. Heutzutage beschäftigt sich Schröder mit der Frage, wie der Diskurs offengehalten werden kann, schließlich sollte alles artikulierbar sein können.

 

BBS-Interview mit Dr. theol. h.c. Ahmad Mansour

Ahmad Mansour (* 2. Juli 1976) ist ein israelisch-deutscher Psychologe und Autor arabisch-palästinensischer Herkunft.
(Copyright Foto: Heike Steinweg)

Der Psychologe und Autor Ahmad Mansour sieht die gesellschaftlichen Gefahren der heutigen, überwiegend digitalen Kommunikation: Diese könne zu Wahrnehmungseinseitigkeit, Narzissmus, Empathielosigkeit und geringerer Toleranz führen. Auch in der Arbeitswelt kommt es durch die multiplen Krisen zu Konflikten, was neue Herausforderungen für die betriebliche Sozialarbeit bedeutet. Ahmad Mansour rät Arbeitgebern, politisch zu sein, z.B. politische Diskussionen für die Beschäftigten in Unternehmen zu ermöglichen, aber auf Symbolpolitik zu verzichten.

Konfliktmediation sei sicher ein neues Aufgabenfeld für die betriebliche Sozialarbeit; denn Vielfalt führe auch zu Spannungen. Grundsätzlich sei Kommunikation immer die Lösung für Konflikte. Gleichzeitig dürfe man keine Angst vor Konflikten haben.

BBS-Interview mit Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Huber

Wolfgang Huber (* 12. August 1942) ist ein deutscher evangelischer Theologe. Von 1994 bis 2009 bekleidete er das Amt des Bischofs der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg und seit der Fusion am 1. Januar 2004 das der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Er war von 2003 bis 2009 Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland. (Urheber Foto: Martin Weinhold)

Der frühere Bischof Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Huber beschäftigte sich viele Jahre mit der Frage nach dem gelingenden Leben. Funktionierende Zusammenhänge im persönlichen Nahbereich – sei es in der Familie oder im Betrieb – hält er in diesem Zusammenhang für essenziell. Die Arbeitswelt habe sich in den letzten 3,5 Jahren erheblich verändert und die Gesellschaft habe die Folgen noch nicht vollumfänglich realisiert, hebt Huber hervor. Er befürchtet Spaltungstendenzen in der Belegschaft zwischen jenen, die ihre Arbeit auch im Homeoffice ausüben können, und jenen, deren Präsenz im Betrieb zu jeder Zeit unerlässlich ist.

Unternehmen rät Huber dringend, die Beschäftigten nicht als Nützliche zu betrachten, sondern als Menschen zu sehen, deren Eigenwert und unveräußerliche Würde anzuerkennen. Bei seinen Überlegungen zum Beruf und Wirken der Menschen hätten ihn Martin Luther und Dietrich Bonhoeffer besonders geprägt.