Interviewreihe

Interview-Reihe Soziale Arbeit

Die Interviews bieten uns als Bundesfachverband Betrieblicher Sozialer Arbeit die Möglichkeit, politische, juristische, wissenschaftliche, journalistische oder gesellschaftliche Expertise zu erhalten. So kann ein vertiefter und multiperspektivischer Einblick in die Thematik der sozialen Verantwortung in Organisationen gewonnen werden, wobei das Wechselspiel zwischen hohem Abstraktionsniveau der Antworten und den Schilderungen persönlicher Erfahrungen ganz essenziell zur Horizonterweiterung beiträgt.

Sehen Sie alle Interviews in Ausschnitten oder komplett (alle Links öffnen in neuem Fenster unserer Dropbox)

 

BBS-Interview mit Prof. Dr. Ursula Engelen-Kefer

Ursula Engelen-Kefer (* 20. Juni 1943) war von 1990 bis 2006 stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Sie war von 1986 bis 2009 Mitglied im Bundesvorstand der SPD.

Prof. Dr. Ursula Engelen-Kefer ist auch heute noch als Vizepräsidentin des Sozialverbandes Deutschland engagiert und widmet sich weiterhin den Fragen der sozialen Gerechtigkeit und des Zusammenhalts in der Gesellschaft.

Geprägt haben sie vor allem ihre Studienzeit in den USA und die berufliche Eigenständigkeit ihrer Großmutter. Engelen-Kefer kritisiert die Rentenentwicklung seit dem Jahr 2000 und macht sich angesichts des bevorstehenden Renteneintritts der Baby-Boomer-Generation große Sorgen vor weiteren Rentenkürzungen. Eine Rente nach jahrzehntelanger Vollzeitbeschäftigung in der Nähe der Armutsgrenze hält Engelen-Kefer für eine Schande und zeigt am Beispiel Österreichs, dass höhere Renten trotz des demografischen Wandels möglich sind.

Unternehmen haben laut Engelen-Kefer eine soziale Verantwortung. Die Bereitschaft, sich dieser konstruktiv zu stellen, steige angesichts des Fachkräftemangels.

BBS-Interview mit Prof. Dr. Friedemann Schulz von Thun

Friedemann Schulz von Thun (* 6. August 1944) ist ein deutscher Kommunikationspsychologe, Professor für Psychologe und Gründer des Schulz von Thun-Instituts für Kommunikation in Hamburg.

In den siebziger Jahren gehörte Prof. Dr. Friedemann Schulz von Thun zu jenen Pionieren, die eine Kommunikationskultur in Unternehmen etablierten. Alles Autoritäre war in Verruf geraten. Das neue Motto lautete, auf Augenhöhe zu kommunizieren.

Heute widmet sich Prof. Schulz von Thun dem Dialog in polarisierten Gesellschaften und differenziert zwischen gutartiger und toxischer Polarisierung. Die gutartige sei notwendig für die Demokratie, die toxische dagegen davon geprägt, den Meinungsgegner zu dämonisieren und als moralisch verwerflich zu brandmarken. In diesem Zusammenhang erinnert Schulz von Thun an Nietzsche: „Die Wahrheit beginnt zu zweit.“ Der Meinungsgegner verdiene Respekt und eine Würdigung für seinen Standpunkt. Die eigene Meinung dürfe nicht verabsolutiert werden. Für berufliche Kontexte und Organisationen empfiehlt Schulz von Thun: „Kick the ball, not the player.“ Ein großes Lob spricht Schulz von Thun der betrieblichen Sozialen Arbeit aus und hält sie für einen Segen.

Zum Schluss des Gesprächs erläutert Schulz von Thun noch sein 5-Felder-Modell, das er ausführlich in seinem neuen Buch "Erfülltes Leben" analysiert.

BBS-Interview mit Prof. Dr. Ferdinand Kirchhof

Ferdinand Kirchhof (* 21. Juni 1950 in Osnabrück) ist ein deutscher Jurist, Rechtswissenschaftler und ehemaliger Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts.

Prof. Dr. Ferdinand Kirchhof, Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts a.D., erläutert die historische Entwicklung des Sozialstaats. Er betont ferner, dass Organisationen für die in ihnen tätigen Menschen selbstverständlich Verantwortung tragen – und zwar auch für über die eigentliche Beschäftigung hinausgehende Bereiche. In der Gegenwart wird eine hohe Erwartungshaltung an jeden Einzelnen gerichtet.
Für die betriebliche Soziale Arbeit und die Bereitschaft des Einzelnen, diese aufzusuchen, ist das Versprechen der Vertraulichkeit laut Kirchhof eminent wichtig. Arbeitgeber und Arbeitnehmer stehen sich rechtlich auf gleichem Niveau gegenüber, weswegen Kirchhof festhält, dass er die Idee, Grundrechte als Abwehrrechte gegen den Arbeitgeber einzuführen, ablehnt.
Angesichts des technischen Fortschritts mahnt Kirchhof, wertende Entscheidungen gegenüber Menschen dürften nicht dem Computer überlassen werden.